Pflanzen vermehren

Vermehren

Die Vermehrung von Pflanzen ist eine der spannendsten und lohnendsten Aufgaben für Pflanzenliebhaber. Egal, ob du deinen eigenen Dschungel erweitern, seltene Sorten vermehren oder einfach Freude an der Pflanzenzucht hast – es gibt verschiedene Methoden, mit denen du deine Lieblingspflanzen erfolgreich vervielfältigen kannst.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der generativen Vermehrung durch Samen und der vegetativen Vermehrung, bei der ein Teil der Mutterpflanze verwendet wird, um eine genetisch identische Pflanze zu erzeugen. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile, und nicht jede eignet sich für jede Pflanze. Doch mit dem richtigen Wissen und ein wenig Geduld kannst du schon bald deine eigenen Pflanzen nachziehen.

Generative Vermehrung – Pflanzen aus Samen ziehen

Die generative Vermehrung ist die natürlichste Art der Pflanzenvermehrung. Sie erfolgt durch Samen, die aus den Blüten der Pflanzen entstehen. Diese Methode wird besonders bei Gemüse, Kräutern, Blumen und vielen Zimmerpflanzen angewendet.

So funktioniert die Aussaat von Samen

Die Samenvermehrung beginnt mit der Auswahl hochwertiger Samen. Diese können entweder selbst geerntet oder im Fachhandel gekauft werden. Bevor du sie aussäst, solltest du dich über die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Pflanze informieren. Manche Samen benötigen eine Keimruhe (Stratifizierung), andere müssen vorher in Wasser eingeweicht oder leicht angeraut werden, damit sie besser keimen.

Sobald die Samen vorbereitet sind, kannst du sie in ein nährstoffarmes, lockeres Anzuchtsubstrat geben. Es ist wichtig, sie nur leicht mit Erde zu bedecken, da einige Samen Lichtkeimer sind und nicht zu tief in der Erde liegen dürfen. Halte das Substrat gleichmäßig feucht, aber vermeide Staunässe, da die empfindlichen Keimlinge sonst schnell faulen.

Nach einigen Tagen oder Wochen sprießen die ersten Keimlinge. Nun benötigen sie ausreichend Licht, idealerweise an einem hellen Fensterplatz oder unter einer Pflanzenlampe. Sobald die jungen Pflanzen kräftig genug sind, können sie in größere Töpfe mit nährstoffreicherer Erde umgepflanzt werden.

Ein großer Vorteil der Samenvermehrung ist, dass du eine Vielzahl neuer Pflanzen heranziehen kannst. Allerdings braucht diese Methode oft mehr Zeit, da die Pflanzen zunächst auskeimen und wachsen müssen, bevor sie ihre endgültige Größe erreichen.

Vegetative Vermehrung – Pflanzen klonen

Bei der vegetativen Vermehrung entstehen neue Pflanzen ohne Samen, indem ein Teil der Mutterpflanze genutzt wird. Das Besondere daran: Die Nachkommen sind genetisch identisch zur Mutterpflanze. Diese Methode eignet sich besonders für Zimmerpflanzen, Stauden, Obstgehölze und viele Zierpflanzen.

Stecklingsvermehrung – Ein schneller Weg zu neuen Pflanzen

Die Vermehrung über Stecklinge ist eine der einfachsten und effektivsten Methoden. Hierbei wird ein gesunder Trieb von der Mutterpflanze abgeschnitten und entweder in Wasser oder direkt in Erde bewurzelt.

Wähle für Stecklinge einen kräftigen Trieb mit mindestens einem oder zwei Blättern. Der Schnitt sollte möglichst schräg erfolgen, um die Wasseraufnahme zu erleichtern. Entferne gegebenenfalls untere Blätter, damit sie nicht im Wasser oder in der Erde faulen.

Wenn du den Steckling in Wasser stellst, wechsle das Wasser regelmäßig, um Fäulnis zu vermeiden. Nach einigen Wochen sollten sich Wurzeln bilden, und die Pflanze kann in Erde gepflanzt werden. Alternativ kannst du den Steckling direkt in feuchtes Substrat setzen. In diesem Fall hilft eine hohe Luftfeuchtigkeit, zum Beispiel durch eine Abdeckung mit einer Plastiktüte oder einem Mini-Gewächshaus, die Bewurzelung zu fördern.

Diese Methode eignet sich besonders für Pflanzen wie Monstera, Philodendron, Efeutute, Lavendel oder Rosmarin. Sie ist nicht nur einfach, sondern liefert oft innerhalb weniger Wochen neue, gesunde Pflanzen.

Ableger und Kindel – Vermehrung durch natürliche Abtrennung

Viele Pflanzen bilden von sich aus Ableger oder Kindel, die sich zur Vermehrung nutzen lassen. Diese Tochterpflanzen entstehen an der Basis der Mutterpflanze oder entlang der Triebe und entwickeln oft bereits eigene Wurzeln.

Ableger können vorsichtig von der Mutterpflanze getrennt und in frische Erde gesetzt werden. Diese Methode ist besonders bei Pflanzen wie Aloe Vera, Bromelien oder Erdbeeren verbreitet.

Auch die beliebte Grünlilie bildet sogenannte Kindel an langen Ranken. Diese können einfach abgeschnitten und in Erde gesetzt werden, wo sie schnell anwurzeln.

Da die Ableger bereits eigenständige Pflanzen sind, ist diese Methode besonders einfach und erfolgreich. Sie ermöglicht eine schnelle Vermehrung und eine sichere Entwicklung der neuen Pflanzen.

Teilung von Pflanzen – So geht’s

Eine weitere Möglichkeit der vegetativen Vermehrung ist die Teilung von Pflanzen. Diese Methode eignet sich vor allem für Stauden, Farne und Gräser, aber auch für einige Zimmerpflanzen wie Sansevieria oder Calathea.

Dafür wird die Mutterpflanze vorsichtig aus dem Topf genommen und der Wurzelballen mit den Händen oder einem scharfen Messer in mehrere Teile geteilt. Jedes neue Pflanzstück sollte über ausreichend Wurzeln und mindestens einen Trieb verfügen. Danach werden die neu gewonnenen Pflanzen in frische Erde gesetzt und gut angegossen.

Diese Methode ist besonders effizient, da die Pflanzen nach der Teilung sofort weiterwachsen und keine lange Bewurzelungsphase benötigen.

Abmoosen – Vermehrung direkt an der Pflanze

Das Abmoosen ist eine fortgeschrittene Methode, bei der ein Trieb einer Pflanze zur Bewurzelung gebracht wird, während er noch mit der Mutterpflanze verbunden ist. Dies funktioniert besonders gut bei Pflanzen mit holzigen oder dicken Stängeln, wie Ficus, Monstera oder Philodendron.

Hierfür wird ein kleiner Schnitt oder eine Kerbe in den Trieb gemacht, der dann mit feuchtem Moos umwickelt und mit Plastikfolie fixiert wird. Nach einigen Wochen bilden sich Wurzeln in diesem Bereich. Sobald die Wurzeln kräftig genug sind, kann der Trieb abgeschnitten und als eigenständige Pflanze eingetopft werden.

Das Abmoosen hat den Vorteil, dass die Pflanze während der Bewurzelung weiterhin mit Nährstoffen aus der Mutterpflanze versorgt wird. Dadurch sind die Erfolgschancen besonders hoch.

Häufige Fehler bei der Pflanzenvermehrung

Einer der häufigsten Fehler ist das falsche Timing. Viele Pflanzen lassen sich nur in bestimmten Jahreszeiten erfolgreich vermehren. Frühling und Sommer sind die besten Zeiten, da die Pflanzen aktiv wachsen und neue Wurzeln schneller gebildet werden.

Ein weiterer Fehler ist zu wenig oder zu viel Feuchtigkeit. Während Samen und Stecklinge gleichmäßige Feuchtigkeit benötigen, darf das Substrat nicht zu nass sein, da sonst Fäulnis droht. Stecklinge im Wasser sollten regelmäßig kontrolliert und das Wasser ausgetauscht werden.

Auch das falsche Substrat kann ein Problem sein. Anzuchterde sollte locker und nährstoffarm sein, damit sich junge Wurzeln gut entwickeln können. Zu dichte oder zu nährstoffreiche Erde kann dazu führen, dass die Pflanze erstickt oder verbrennt.

Licht spielt ebenfalls eine große Rolle. Während Samen zum Keimen oft indirektes Licht benötigen, brauchen Stecklinge ausreichend Helligkeit, um gesund zu wachsen. Zu wenig Licht führt dazu, dass die Pflanzen vergeilen, also dünn und lang werden.

Die Vermehrung von Pflanzen ist eine faszinierende Möglichkeit, den eigenen Bestand zu erweitern und besondere Pflanzen zu erhalten. Ob durch Samen, Stecklinge, Ableger oder Abmoosen – jede Methode hat ihre Vorteile und funktioniert für unterschiedliche Pflanzenarten. Mit etwas Geduld und den richtigen Bedingungen kann jeder erfolgreich neue Pflanzen heranziehen und sich an der eigenen kleinen Pflanzenzucht erfreuen.